Es war eines der großen Ziele im Sommer: Bloß nicht wieder so viele Gegentore! Jetzt ist die Saison sechs Spieltage alt, der VfL Bochum ist erneut die Schießbude Fußball-Bundesliga und steht noch schlechter als vor einem Jahr da.
"Wir haben in sechs Spielen 19 Gegentore und sind auf dem Weg zu einem neuen Rekord", übte sich Trainer Thomas Letsch im Anschluss in Galgenhumor. Unter Ex-Trainer Thomas Reis hatte der VfL zum gleichen Zeitpunkt ein Gegentor weniger. Das Torverhältnis ist das gleiche, weil jetzt ein Tor mehr erzielt wurde.
Logischerweise wurde auch Sportdirektor Marc Lettau genau danach gefragt. "Es ist grundsätzlich keine Systemfrage, sondern eine Frage der Kompaktheit generell", so Lettau. "Wir müssen in den entscheidenden Zonen konsequenter agieren, den Ball nicht nur vor dem Tor verteidigen, sondern möglichst auch fern halten."
Das gelang vor allem in Halbzeit eins überhaupt nicht. Immer wieder liefen drei Gladbach-Angreifer auf zwei Bochum-Verteidiger zu. Letschs Erklärung, wie es dazu kommen konnte: "Wir haben gefühlt keinen Zweikampf gewonnen. Wenn ein Zweikampf stattfindet, der nächste Gladbacher mit hohem Tempo kommt und wir nicht mitspielen, dann entsteht auf einmal eine Unterzahl-Situation und es brennt lichterloh."
Doch auch in Überzahl stellte sich der VfL nicht sonderlich besser an. Als Beispiel dafür nannten Letsch und Stürmer Philipp Hofmann unabhängig voneinander das 0:3 in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. "Anstatt den Gegner aus dem Strafraum rauszuhalten, machen wir innen auf und er haut den Ball ins Tor."
VfL Bochum lässt defensive Stabilität vermissen
"Ich denke nur an das Dritte, er spaziert da einfach durch, das ist nicht zu akzeptieren", fand Hofmann. Doch die Fehlerkette hätte schon weit davor angefangen. "Wir sind vorne angelaufen, haben dann aber nicht durchgeschoben und dann muss man kein Pressing spielen."
Gladbach nutzte das Bochumer Risiko aus, zog die VfL-Reihen weit auseinander und nutzte die Räume. "Da geht es nicht um taktische Flexibilität, sondern um Stabilität", machte Letsch klar.
"So kann es auf keinen Fall weitergehen", ergänzte Kapitän Anthony Losilla und schlug in dieselbe Kerbe. "Wir müssen wieder stabiler werden. Wir haben bewiesen, wenn wir mutig angreifen und nach vorne verteidigen, dass wir stark sind. Wir haben es Dortmund und Frankfurt schwer gemacht, warum sollte das nicht weiter der Fall sein? Dann müssen wir die wichtigen Zweikämpfe aber gewinnen, das ist der Schlüssel zu unserem Erfolg."
Aber wie viel Risiko ist zu viel? Diese schmale Gratwanderung endete jetzt zweimal mit einer Bauchlandung. Als Nächstes geht es zu RB Leipzig (Samstag, 7. Oktober, 15.30 Uhr). Der Topklub ist bekannt dafür, sich bietende Räume auszunutzen. Die Kunst wird darin liegen, stabiler zu stehen, ohne zu passiv zu werden. Sonst steuert der VfL tatsächlich einen neuen Gegentor-Rekord an.